Die Elko beim Amiga scheint viele heutige Amiga User zu beschäftigen. Diese Woche meldet sich ein Amiga User der nur wenige Querstraßen von mir entfernt wohnt. Er schrieb er hätte arge Stabilitätsprobleme und ich bot ihm an am Wochenende, also heute :), bei mir vorbeizukommen.
Der erste Blick vor dem Einschalten galten den SMD Elko. Bei dem Board waren die kleinen 10uF ausgelaufen. Schön zu erkennen an den matten Stellen der beiden Lötpunkte. Die müssen auf alle Fälle runter. Da ich nur SMD Tantals anbieten konnte und er mit dem Gerät heute Abend zocken wollte machte ich den Tausch.
Doch zuvor noch das Gerät eingeschaltet ob dieses überhaupt funktional ist. Der Rechner bootet in die Workbench. Der Sound war in Ordnung allerdings hörte man beim Red Sector Mega-Demo immer wieder Tonaussetzer. Das konnte an der verwendeten CF-Karte liegen die dort im Rechner eingebaut war. Die Mask und die Max Transfer Einstellungen entsprechen den Angaben im Internet bzw. auch denen auf der SFS Webseite für ein IDE Gerät. Daher baute ich meine Festplatte aus und dort ein. Mit meiner Festplatte gab es die Tonaussetzer nicht. Daher schieb ich das Problem auf die CF Karte. Für mich ist eine SD oder CF-Karte kein gleichwertiger Ersatz für eine Festplatte. Naja, muss jeder selbst wissen… 🙂
Der nächste Schritt war die Überprüfung des Antennen- und FBAS Anschlusses. Dort kam kein Bild, da ich wusste dass auf meinem A1200 alles ordentlich funktionierte muss es am Amiga Boards meines „Nachbarn“ liegen. Der Serielle- und Parallele Anschluss konnte ich mangels fehlenden Geräte nicht testen. Nun gut, hat heute eh kaum noch jemand 🙂
Also, dann ging es erstmals den SMD Elko an den Kragen. Ich verwendete bisher immer Tantal. Hatte damit noch nie Probleme und wie vieles im Leben ist es eine Geschmackssache. Beim Amiga 1200 sind die verwendeten Elkos seitens Commodore bereits etwas überdimensioniert. Daher eignen sich Tantal mit der gleichen Spannungsfestigkeit wie die im Original verwendeten. Bei den Tanatals im Power-Input Bereich würde ich persönlich auf die nächst höhere Spannungsfestigkeit gehen. Wichtig hierbei ist Tantal mit dem gleichen Kapazitätswert zu verwenden analog zum Original. Das Thema ESR bzw. Low-ESR könnt Ihr beim Amiga getrost vergessen. Die billigeren Tantals von AVX bzw. Kemet genügen vollauf.
Der Tausch selbst erfolgt in 3 Schritten:
1. Das Auslöten:
Bei jedem Elko werden die beiden Beinchen mit frischem Lötzinn bestrichen. Da der Elko nachher eh in die Mülltonne wandert verwende ich eine Temperatur von 360°C. Nun kommt der Lötkolben abwechselnd an jedes Beinchen. Pro Beinchen ca. 4 Sekunden verharren und anschließend zum nächsten Beinchen hin- und her springen. Der Elko wird nach kurzer Zeit schwammig. Vorsicht: Niemals den Elko nach oben abziehen. Sollte ein Beinchen sich nicht gelöst haben nehmt ihr evtl. das Pad mit. Daher mit dem Lötkolben immer drücken und darauf achten, den Elko immer in einen Bereich zu verschieben, in dem keine anderen Bauteile liegen. Sonst kann es passieren, dass ihr zwar den Elko von seinem Pads wegbekommt, allerdings das flüssige Lot sich mit einem anderen Bauteil verbindet. Dann kann es wiederum hässlich werden.
Bei den kleinen 10uF solltet ihr zudem aufpassen. Die Dinger können bei zu großer Hitze mit lautem Knall in die Luft gehen.


2. Das Reinigen
Nachdem der Elko runter ist die Pads vom überschüssigen Lot entfernen.
Anschließend immer nachwischen um evtl. Verschmutzungen oder ausgelaufenes Elektrolyt zu entfernen. Entweder mit Kontakt LR (Platinenreiniger) oder mit Propanol aus der Apotheke. Anschließend gut trocknen lassen. Währenddessen kann man sich dem nächsten Elko widmen 🙂

3. Das Einlöten
Ist bei den SMD Tantal eigentlich ganz easy. Die Pads müssen dabei vom überschüssigen Lötzinn befreit sein. Legt Euch das Board so zurecht um möglichst an beide Pads mit dem Lötkolben ohne große Verrenkungen heranzukommen. Nehmt nun ein Tantal und macht auf einer Seite einen Lötzinnklecks drauf. Achtet beim Tantal auf die richtige Polung. Der Strich ist „+“ und ist gleich der silbernen Seite beim SMD Elko! Ein falsch gepolter Tantal wird früher oder später explodieren und evtl. das Pad oder die Leiterbahn beschädigen.
Richtet den Tantal an das Ende eines Pads aus und erhitzt das Metal an der Tantal Seite. Das Lot auf der Unterseite verbindet sich nun mit dem Pad. Evtl. nochmals korrigieren und dann die gegenüberliegende Seite ganz normal anlöten. Macht Euch keinen Kopf wenn ein Tantal etwas schräg eingelötet ist. Es kommt auf die Funktion an!
Zum Einlöten genügt eine Temperatur von 320°C. Nicht länger als 3 Sekunden dranhalten und immer das Bauteil abkühlen lassen.

Teilweise ist es sinnvoll mehrere Elkos auszulöten um besser Zugang zu erhalten.

Nehmt zuerst die Becher Elko raus und wie gewohnt dann die SMD Elko. Einer nach dem anderen bis alle raus sind.

Nun lötet Ihr diese in genau umgekehrter Reihenfolge wieder ein. Somit kommt ihr hervorragend an die Pads ran und müsst Euch nicht um andere Bauteile kümmern.

Nach ca. 30 Minuten war alles erledigt ohne ein Pad abzureissen. Okey, sind nicht alle Tantals super schön im Winkel zur Boardaufschrift eingelötet aber alle funktionieren. Also der Amiga konnte erneut gestartet werden und tada, lief tadellos mehrere Stunden durch. Natürlich nutzen wir die Zeit um etwas Battle Squadron zu spielen 😀
Hier noch die Aufstellung der Elko und wo diese angebunden sind. Somit lässt sich bei Reparaturarbeiten schneller herausfinden ob evtl. ein kaputter Elko eine Rolle spielen könnte:
Kommentare sind immer gerne gesehen. Vielen Dank und bis demnächst…